Nice Brazil und Franco Petrocca überzeugen im Kommunalen Kino mit erlesenen Klängen

GINSHEIM-GUSTAVSBURG Von Ulrich von Mengden

Mit Latino-Klängen vom Allerfeinsten wurde am Donnerstag ein handverlesenes Publikum im Kommunalen Kino verwöhnt. Zu Gast in der Reihe „Jazz im Kino“, organisiert von Sebastian Laverny und Sarah Wendel, waren „Nice Brazil & Franco Petrocca“. Eine brasilianische Sängerin und ein Gitarrist aus Süditalien. Ihr Gastspiel ergab eine erlesene Mischung, die faszinierende Musikerlebnisse bescherte. Puristisches Bühnenbild Bossa Nova, Latin-Jazz, Samba und natürlich die brasilianische Volksmusik waren die Genres, in denen sich die beiden stilsicher bewegten. Die Bühne gestaltete sich puristisch und akzentuierte sich durch voluminöse Stoffe und mehrfarbiges Lichtspiel. Die Interpreten aber brauchten nur zwei Gitarren, eine Stimme und ein kleines Rhythmus-Instrument, um klanglich einen ganzen Kosmos aufzuschlagen. Das Programm wechselte zwischen temperamentvollen, leidenschaftlichen Interpretationen und feinfühligen, zarten Liedern. Der Gitarre wurde genauso viel Raum gegeben, wie der Stimme. Sowohl auf der Bass- wie auch auf der Leadgitarre offenbarte Franco Petrocca souveräne Könnerschaft. Den Groove verließ er nie, auch wenn er sich in unendlich anmutende Klangkaskaden begab und die Grundmelodie mit barocken Girlanden verzierte. In etlichen Instrumentalpassagen erfüllte allein sein Gitarrenspiel den Kinosaal und trug die Zuhörer davon in eine Welt voller sentimentaler Gefühle und tiefer Empfindungen. Auch Nice Brazil, gebürtig aus Sao Paulo, verstand es glänzend, auf der Klaviatur der großen Gefühle zu spielen. Wenn sie sang, dann war das immer unangestrengt. Ein warmes Timbre, ein zarter Schmelz, dazu ein geschmeidiges Portugiesisch und die Fähigkeit, sich tief musikalisch und inhaltlich einzufühlen, machten aus ihr ein vokales Gesamtkunstwerk. Nie wurde sie laut. Ihre Lautstärke begann im Mittelbereich, um sich dann schrittweise in feinst gesponnene Pianissimo-Passagen hinabzubewegen. Dann wurde ihr Gesang meditativ, kaum noch hörbar, aber trotzdem noch äußerst präsent. Eine Stimmakrobatin an der Grenze zum Hauchen, zum Nichtmehrhörbaren. Eine fast schon stumme Musik, die das Kino zu dem machte, was es einmal war – eine Kirche, in der die Zuhörer jeder Nuance des Vortrages andächtig lauschten. Man wagte kaum zu atmen, eine solche Feierlichkeit und Konzentration ging von den Musikern aus. Dennoch blieben die Lieder nah am Leben, berichteten von gebrochenen Herzen, der großen Liebe oder dem Gefühlschaos, das die großen Leidenschaften anrichten können. Im eher lauten Rhein-Main-Gebiet war dieses Konzert eine Wellness-Oase für Ohr und Herz.

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